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25 Juni 2021

Gottes Anblick auf die Welt und auf uns verändert unsere Selbstbetrachtung und die Bewertung von Nachrichten dieser Zeit.

Ich weiß nicht, wie es dir gerade geht, aber egal, wo und wie du dich informierst: Es kommen gefühlt nur noch schlechte oder gar unangenehme Nachrichten. Der eigene Blick wird auf so viel Schlechtes und scheinbar Unveränderbares gelenkt. Dann schaust du in den Spiegel und denkst vielleicht: Was soll das alles? Und wie ich gerade aussehe? Irgendwie unmotiviert mich zu pflegen, denn ich treffe ja niemanden mehr groß. Mich sieht niemand. Mich nimmt keiner mehr so richtig wahr.

Sehen und gesehen werden, sind wichtige Bedürfnisse, damit es uns gut geht. Als Menschen haben wir die besondere Fähigkeit in Objekten wie Fahrzeugen oder Gebäuden Gesichter zu erkennen. Diese brauchen wir, um in Kommunikation zu treten. Wir brauchen es, ein Gegenüber zu sehen. Folglich fällt es schwer, in Onlinekonferenzen so richtig in Kontakt zu kommen, weil wir uns nicht mehr ins Gesicht sehen können. Uns hilft es einem Gegenüber ins Gesicht sehen zu können, deshalb gibt es auch verschiedene Kunstwerke, in denen Gott bildlich dargestellt wird. Es erleichtert manchmal die Kommunikation zu Gott, eine Ikone oder Holzschnitzarbeit zu betrachten.
Hast du dich schon einmal gefragt, wie Gott dich sieht? Im Schöpfungsbericht der Bibel wird beschrieben, wie kreativ und einfallsreich Gott die Welt schafft, wie er Pflanzen, Tiere und den Menschen zu Leben erweckt. „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1. Mose 1,31) Gott sieht seine Schöpfung, sein Werk an und er erfreut sich daran. Es ist sehr gut und er liebt es. „Im Blicke Gottes kommt sein Werk zur Ruhe, vernimmt es sein Wohlgefallen. Der Blick Gottes bewahrt die Welt vor dem Zurückstürzen ins Nichts, vor der gänzlichen Vernichtung. Der Blick Gottes sieht die Welt als gute, als geschaffene – auch wo sie gefallene Welt ist –, und um des Blickes Gottes willen, mit dem er sein Werk umfängt und nicht läßt, leben wir.“*

Im Editorial hast du von der Erfahrung von Hagar gelesen, die erlebt, dass Gott sie sieht. Von ihm füllt sie sich gesehen, wahrgenommen, erkannt – mit allem, was sie gerade bewegt, ausmacht oder worüber sie auch gern schweigen möchte. Und diese Erfahrung ist nicht exklusiv. Auch David betet im Psalm 139 Gott an als seinen Herrn, der ihn durch und durch kennt. Egal, ob du vor Gott wegläufst oder dich mit verschiedenen Dingen ablenkst, er sieht dich. Man kann diesen Psalm lesen und sich vielleicht moralisch eingeengt fühlen von einem allmächtigen Gott, der jeden Fehler und jede Verfehlung sieht. Wenn dein Gottesbild davon geprägt ist, dass Gott als liebender Vater an der Tür steht und auf seine verlorene Tochter und seinen verlorenen Sohn wartet, dann ist der Psalm 139 keine Einengung für dein Leben, sondern eine große Liebeszusage. Gott sieht uns, er würdigt uns und nimmt uns wahr. Wir dürfen ihm alles zeigen und sagen, wir dürfen genauso auch schweigen und dennoch nimmt er uns wahr. Er sorgt sich um uns und wendet seine Aufmerksamkeit uns liebevoll zu. Das gilt für dich persönlich, für deine Familiensituation, deine beruflichen Pläne und deinem Platz im CVJM.
Vielleicht ist diese Nachricht für dich heute nicht neu. Dennoch möchte ich dich ermutigen, dich als von Gott liebevoll wahrgenommen zu betrachten. Seine Schöpfung und seine Geschöpfe sind sehr gut. Und mit diesem Blickwechsel verändert sich die Bewertung von Nachrichten aus deinem CVJM oder der Welt.

* Quelle: Dietrich Bonhoeffer, Schöpfung und Fall, DBW Band 3, Seite 42

 

CVJM LogoDies ist ein Artikel von Nicole Fraaß aus dem aktuellen CVJM-Magazin. Weitere Artikel findest du hier.

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Fachlich pädagogische Leiterin